Touren am Frühling klingt doch gut? Längere Tage, warm und am Nachmittag Sulzabfahrten…
Für fortgeschrittene Fahrer und Alpinisten ja, für Tourenbeginner im speziellen Snowboarder leider nein. Warum?
Voraussichtliche Lesedauer: 2 Minute
Im Frühling ergeben sich folgende zusätzliche Probleme:
1. Zeitplan
Die Tage werden länger, aber nicht besser zum Fahren wegen der Tageserwärmung und die daraus entstehende Lawinenproblematik. Im Frühjahr muss man rechtzeitig mit dem Aufstieg beginnen. Früh aufstehen und oft noch im Dunkeln mit der Stirnlampe starten. Im Zweifelsfall ist man besser zu früh als zu spät dran.
Auf dem Gipfel je nachdem eine Zeit lang abwarten, das Timing zu erwischen bis der Schnee auffirnt ist nicht einfach. Ist man allerdings zu spät dran und bricht bereits knietief ein, ist das nicht nur ein fahrerisches Problem, sondern aufgrund von Nassschneelawinen auch eine reale Gefahr.
2. Umdrehen
Egal, ob man nun zu spät aufgebrochen ist, die Nacht doch nicht so klar war oder es wärmer als erwartet ist – jeder hat auf Frühjahrstouren im März oder später schon die Erfahrung gemacht, vor dem Erreichen des geplanten Zieles umdrehen zu müssen, weil die Verhältnisse ganz einfach nicht passen. „Rechtzeitig umdrehen“ lautet daher die Devise. Nicht warten, bis es riskant wird, sondern die Tour dann abbrechen, wenn man noch sicher zum Ausgangspunkt zurückkehren kann, ohne im durchfeuchteten Schnee abfahren zu müssen oder an exponierten Stellen von Nassschneelawinen bedroht zu werden.
3. Das Material
Nicht nur zu nassem Schnee, auch hart gefrorener Firn kann im Aufstieg und Abfahrt zum Problem werden. Nämlich dann, wenn man keine Harscheisen dabei hat oder nicht weiss wie man sie richtig benutzt und mit den Fellen keinen sicheren Halt im hart gefrorenen Firn oder Harsch findet. Aufgrund der lawinentechnisch oft stabilen Firnsituation wählt man im Frühjahr gerne steilere Anstiege und Abfahrten aus, bei denen ein Ausrutscher aber oft fatale Folgen haben kann. Für Tourenanfänger ist diese Zeit somit nicht geeignet.
Auch wenn kein Felsabbruch oder Ähnliches am Hangfuss wartet, über den man abstürzen kann – wer einen gefrorenen Firnhang hinunterrutscht, wird sich ziemlich sicher üble Abschürfungen zuziehen. Handschuhe und bedeckte Unterarme auch während des Aufstiegs sind deshalb immer eine gute Idee, egal wie heiss es ist. Ab einer gewissen Steilheit und in engeren Rinnen ist es oft sinnvoller, in gerader Linie direkt mit Steigeisen an den Füssen und dem Sportgerät am Rucksack aufzusteigen – dass man dann für die Abfahrt ein entsprechend sicherer und guter Fahrer sein muss, versteht sich von selbst. Auch da wieder – nicht geeignet für Tourenbeginner.
4. Die Schneeverhältnissen
Aufgepasst: Nur weil im Tal bereits alles blüht, bedeutet das nicht, dass im Gebirge nicht noch tiefwinterliche Verhältnisse herrschen können. Wenn es in tiefen Lagen regnet, bedeutet das auf den Bergen oft noch erheblichen Schneefall: tiefe Temperaturen, stürmische Winde, schlechte Sichtverhältnisse und vor allem ein Anstieg der Lawinengefahr durch Neu- und/oder Triebschneeprobleme. Vor allem auf mehrtägigen Durchquerungen sind das entsprechende Wissen und Können sowie eine adäquate Ausrüstung absolute Grundvoraussetzungen.
Fazit
Schneearten und deren Eigenarten
Im Hochgebirge liegt immer noch genügend Schnee und während einige ihre Ski oder Snowboard bereits im Keller verstaut haben, ist das Frühjahr für viele der Höhepunkt ihrer Skitourensaison. Wichtig zu wissen, was die verschiedenen Schneearten sind, bei denen man speziell im Frühling begegnen wird und was das heisst für eine Tour.
Sulzschnee
Dieses Jahr gab es ihn aber wegen den sehr hohen Temperaturen sogar schon Anfang Januar.
Büssereis, Büsserschnee oder Zackenfirn
Firnschnee
Zum Fahren super schön, da ein harter Untergrund vorhanden ist, aber der Zeitpunkt für gute Verhältnisse ist sehr kurz. Zu früh und es ist Hartschnee, zu Spät ist es Nass und Schwer. Nicht zu verwechseln mit Sulzschnee.
Bruchharsch oder Schmelzharsch
Bruchharsch ist die extreme Variante von Harschschnee und ist von Skitourengeher und auch Snowboarder verhasst. Eine gefrorene, eisige Schneedecke, die beim Betreten oder Darüberfahren einbricht. Unter der oberflächlichen Eiskruste ist der Schnee meist trocken und pulvrig. Dieser Schnee kann sehr schwer zu befahren sein und benötigt gutes Können. Der Shape (Form) vom Snowboard und die Fahrtechnik macht sehr viel aus.
Die Entstehung von Bruchharsch wird auch Schmelzumwandlung genannt. Wird die Schneedecke vollständig durch Erwärmung oder Regen durchfeuchtet, spricht man von Sulzschnee bzw. Firn.
Nassschnee
Altschnee
Im Gegensatz zu Neuschnee liegt Altschnee schon Wochen, Monate oder gar Jahre auf der Erde. Altschnee ist stark umgewandelter Schnee und ist in seiner Struktur und Dichte bereits deutlich verändert. Beispielsweise sind die Schneekristalle nicht mehr gut sichtbar und weniger verästelt. Kommt Neuschnee darauf, bildet sich meist eine Schwachschicht.
Risiko bei Nassschnee.
Im Lawinenbulletin werden die beiden Ausprägungen „Nasse Lawinen“ und „Nasse Lawinen im Tagesverlauf“ unterschieden und als Benennung dieses Lawinenproblems verwendet.
Was? | Merkmale | Das Problem entsteht durch eine zunehmende Schwächung der Schneedecke durch Wassereintrag, entweder durch Schmelze oder Regen. |
Was? | Zu erwartende Lawinen | • Nasse Schneebrettlawinen • Nasse Lockerschneelawinen • Meist spontane Auslösungen |
Wo? | Verbreitung | Wenn die Sonneneinstrahlung die Hauptursache der Schmelze ist, hängt die Verbreitung vor allem von der Exposition ab. Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit bestimmen die Verbreitung nach Höhenlage. Wenn Regen die Ursache des Wassereintrags ist, sind alle Expositionen betroffen. |
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