Wie beim normalen Snowboard ist eine gute Bindung mit dem Interface auch beim Splitboard das A und O. Ich erklären dir, worauf du beim Kauf achten solltest und was die Unterschiede der gängigsten Systeme sind.
Die Bindung von deinem Splitboard ist für eine optimale Kraftübertragung enorm wichtig. Es gibt auf dem Markt verschiedene Systeme, die Komforts beim Aufsteigen und gute Boardkontrolle bei der Abfahrt versprechen. Nicht alle halten aus meiner Sicht das Versprechen. Hier sind die wichtigsten Fakten und Informationen über Splitboard-Systeme im Überblick:
Bestandteile der Splitboard-Bindung
Eine Splitboardbindung hat drei Bestandteile:
- Das Ride-Interface mitsamt den Verschlüssen zum Verbinden der beiden Boardhälften.
- Das Tour-Interface (zum Teil mit Aufstiegshilfe) an das die Bindung beim Aufstieg fixiert wird.
- Die Bindung (zum Teil mit integrierter Aufstiegshilfe).
Generell gibt es drei Splitboard Systeme:
– Spezielle Splitboardbindung, die auf einem entsprechenden System am Board montiert wird.
– Normale Snowboardbindung, die mittels Adapter für ein Splitboard benutzt werden kann.
– Pin System, die mit Hardschalenschuhen, ähnlich wie Tourenskischuhe, funktionieren.
Generell sollten die Elemente einer guten Splitboardbindung mit dem ganzen System drumherum folgende Anforderungen erfüllen: im Aufstiegs- oder Touring-Mode:
- Die Fixierung der Bindung sollte möglichst einfach funktionieren und schneeunempfindlich sein.
- Zum Aufstieg ist es bequemer, wenn sich die Vorlage des Highbacks einfach auf 0° einstellen lässt. Noch komfortabler ist es, wenn sich die Highbacks noch weiter zurückstellen lassen. So ist die Schrittlänge bei Aufstieg grösser und das Gehen somit komfortabler. Manche Splitboardschuhe, im Gegensatz zu normalen Snowboardschuhen, haben die Möglichkeit den Vorlagewinkel ebenfalls zu verändern.
- Für den bequemen Aufstieg in steilerem Gelände sollte die Bindung (oder das Tour-Interface) mit einer Aufstiegshilfe ausgestattet sein. Durch die Aufstiegshilfe senkt sich deine Ferse nicht mehr bis auf die Boardhälfte ab. Im Idealfall kannst du die Aufstiegshilfe in zwei unterschiedlichen Höhen variieren.
- Du wirst merken, dass ein Splitboard beim Traversieren auf festem Schnee weniger Kantenhalt bietet, als ein Ski, ausser du hast Hardschalensplitboardsnowboardschuhe. Deshalb wirst du häufig Harscheisen benötigen. Diese sollten sich ohne grosse Fummelei am Tour-Interface befestigen lassen.
- Bonus: Ein Softboot und eine Softbindung bieten in der Regel wenig seitliche Stabilität. Guter Seitenhalt und direkte Kraftübertragung auf die Stahlkante sind aber gerade bei eisigen oder verharschten Traversen enorm wichtig. Diverse Bindungsfirmen bieten Straps oder Ähnliches an, welches die seitliche Stabilität des Boots in der Bindung erhöht.
Was also ist das beste Splitboard Interface System?
Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Anbei eine Übersicht der aktuell existierenden Splitboardsysteme (2022). Der Deutsche Skitourenführer zeigt ebenfalls die unterschiedlichen Splitboard Bindungssysteme auf, mit Vor- und Nachteilen. Angelehnt an deren Entscheidungen habe ich selbst ein Blog dazu verfasst. Nicht einverstanden bin ich mit dem Walk-Modus. Der ist gut, wie er ist. outdoorgearlab.com hat eine Übersicht der Bindungen im Test.
Pin System
Vor 31 Jahren wurde die PIN-Bindung erfunden. Bekannt aus dem Skitourenbereich, welche langsam aber sicher auch für Splitboarder interessant wird.
Meine Erfahrungen zum Phantom Hardschalen System unter: https://www.snowboardcoach.ch/2021/phantom/
Pro:
- Sehr leicht. Die Plattenbindung wird im Aufstieg im Rucksack getragen
- Top im Aufstieg: seitlicher Halt wie bei Skis
- Je nach Schuh, Freeride Feeling beim Fahren
- Bewährte Technik, das Pin-System funktioniert seit 1989
- Steigeisen feste Schuhe
Contra:
- Hoher Anschaffungspreis
- Man benötigt spezielle Pin-Tourenschuhe Normale Snowboardschuhe gehen nicht
- Skischuhe Look (Emotionsentscheid)
- Das normale gehen ist wie in einem Skischuh
Fazit:
Ich sehen in diesem System das grösste Potential. Plum hat sogar die leichteste Pin-Aufstiegsbindung. Diese zusammen mit Phantom als Plattenbindung, Schuhe und Befestigungssystem, das wohl leichteste Setup für Splitboarder.
Das Hardschalen System von Phantom Snow, das von John Keffler und Alex Gelb aus Colorado kommt, ist noch ein Nischen Produkt mit viel Potential.
Pro:
- Einfaches Handling: Für den Fahr-Modus schiebt man die Bindung auf die Pucks. Dadurch werden Schneeresten weggeschoben
- Wenig Material und folglich wenig Gewicht
- Einfaches Prinzip, kommt mit wenig Schrauben aus
- Bekanntestes System, somit viele Bindungs-Anbieter auf dem Markt
- Sehr robust, geht selten etwas kaputt
- Bewährte Technik, funktioniert seit 20 Jahren
- Neu auch als StepIn Systen bei Burton
Contra:
- Wenn viel Schnee und Eis = mehr Kraft beim Umbau notwendig
- Die Bindung darf nicht zu locker auf den Pucks sitzen
- Bei starkem Gebrauch sollten die Pucks ersetz werden
- Die Splitboardhälften liegen physikalisch nur nebeneinander, sie werden nicht aneinander gepresst
- Aufnahme der Touring Brackets auf kleinen Walzen in Messingbuchsen = höherer Verschleiss
- Aufstiegshilfe fummelig, verbiegt und klemmt schnell mal
Fazit:
Bewährte Technik seit 20 Jahren. Einfach, vielseitig, viel Auswahl an Bindungen. Wer nicht sicher ist, welches System, der soll sich für ein Pucksystem entscheiden. Mit einem Adapter können auch normale Snowboardbindungen auf einem Splitboard verwendet werden.
Plum System
Die französische Skibindungsfirma hat viel Erfahrung, das zeigt sich auch bei der Qualität und der Ausführung.
Pro:
- Die aktuell beste mechanische Bindung auf dem Markt mit viel Know-how der Entwickler von Plum und Rossignol
- Eigene Mechanik: Sie schneidet beim Umbau den Schnee und das Eis weg vor der Befestigung
- Viele Details bereits im System zuverlässig gelöst, wie Heel Locker
- Sehr robuste Grundplatte
- Direkterer Flex, da die Splithälften aneinander gepresst werden
Contra:
- Viele Teile und Schrauben, die man einkleben (LookTide) und regelmässig auf festen Sitz kontrollieren sollte
- Etwas höheres Gewicht als eine sehr leichte Puck Bindung wie z.B. die ARC Pro von Spark
Fazit:
Der höhere Gesamtpreis erklärt sich durch mehr Zubehör. Eine robuste Bindung mit viel Potential.
Pro:
- Direkterer Flex im Fahr-Modus, da die Splithälften aneinander gepresst werden
- Robuste Grundplatte
- Guter Aufstieg mit Kantenhalt, man geht auf einer gelagerten Welle
- Robuste Aufstiegshilfe
Contra:
- Viele Teile und Schrauben, die man einkleben (LookTide) und regelmässig kontrollieren sollte
- Macht beim Umbau bei schlechten Bedingungen am ehesten Probleme mit Eis und Schnee. Muss immer wieder von Hand gesäubert werden.
- Höchstes Gewicht, da massives Interface verbaut ist, trotz Karbon Version
Fazit:
Das war meine erste Splitboardbindung ohne Pucks. Tolle Ingenieursleistung. Über die Jahre wurde vieles verbessert. Aber das Grundprinzip der Bindung, welche den Schnee nicht beseitigt – das bleibt.
Union System
Bekannt für gute Snowboardbindungen, macht die Firma aus Seattle mit Fabrik in Italien auch Splitboardbindungen mit einem eigenen System.
Pro:
- Eis und Schnee werden weggeschoben, indem man die Bindung auf die Disk dreht.
- Es ist die einzige Splitboard Bindung, welche einen Kunststoff-Rahmen hat und folglich für Leute mit einem etwas softeren Fahrstil.
- Günstig im Preis
Contra:
- Viel Kraft erforderlich beim Anbau
- Nach ca. 100 Touren ist die Funktion noch gegeben, aber die Bindung ist schon sehr verschlissen
- Eher ein schweres System
- Der Splint kann bei fehlender Arretierung rausfallen
Fazit:
Solide Bindung zu gutem Preis. Wer allerdings viel auf Touren gehen möchte, nimmt besser eine Aluminiumbindung. Das Gewicht spielt eben doch eine Rolle.
Die verschiedenen Interfacehersteller arbeiten alle mit ganz eigenen Technologien, auf die nur bestimmte Bindungen passen. Manche Marken fordern spezielle Scheiben oder extra Hardware für die Montage.
Vor dem Kaufen: Testen!
Camps und Tests sind immer eine vielversprechende Möglichkeit, die verschiedenen Systeme selbst auszuprobieren. Dazu gibt es viele Angebote. Aber auch bei geführte Touren, kann man das Testmaterial ausprobieren.
Wofür hast du dich entschieden? Noch unentschlossen und Fragen dazu? Freue mich auf deinen Kommentar.
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