Spätestens, wenn in den Bergen der erste Schnee fällt, beginnt für die Wintersportler die Vorbereitung auf die nächste Saison. Ich fasse dir fünf Punkte zusammen, die es zu bedenken gilt, für deine erste Splitboardtour in den Bergen.
- Lerne Snowboarden / Skifahren
Pulverschnee und blauer Himmel, das wäre der Wunsch. Leider sieht die Realität anders aus. Nur selten trifft man Pulverschnee vom Gipfel bis zum Ende der Tour an. Die Schneebeschaffenheit ändert sich ständig. So auch die Anforderungen an den Snowboardfahrer/Skifahrer. Pulver, Harsch, windgepresster Schnee, Eisplatten, gefrorene Lawinenkegel – ein erfahrener Wintersportler kann sich diesen Bedingungen anpassen.
Es ist schwierig pauschal für jeden zu beantworten, was genau man können muss, um einer Abfahrt im freien Gelände gewachsen zu sein. Einige Dinge aber gibt es, die du ganz einfach vorweg auf der Piste, oder abseits von derer trainieren kannst.
Empfohlene Voraussetzung: Snowboard Basic 2 oder entsprechendes Niveau, bevor es ins freie Gelände geht.
Das wären: Richtungsänderungen auf der Piste, elementare Grundformen sowie genügend Kondition und die Motivation Bewegungen zu erlernen.
Zu erlernen gilt aufbauend: Schwungformen mit Kanteneinsatz, Hoch- und Tiefentlasten, Fakie fahren, Ollies und Geländesprünge, Boardercross, Einführung in die Powder Technik, fliessende Geländeruns, geschnittene Schwungformen, fortgeschrittene Powder Technik, Ausnützen von Backcountry Elementen, taktisches Verhalten im Backcountry, Cliff Jumps und Straight Jumps, Verhaltensregeln, fliessende Backcountryruns. Das Lernen unter fachlichen Anleitung, führt schneller, sicherer und Stressfreier zum Ziel.
2. Das Material
Sie ist teuer – die gesamte Ausrüstung (Board, Bindungen, Stöcke, Felle und Steigeisen) kosten ungefähr 2.500.-. Eine billigere Alternative ist das Mieten der Ausrüstung, beispielsweise bei Radical Sports in Zürich, wo man das gesamte Set für 110.- für einen Tag leihen kann. Probiere das Ganze am besten erst ein paar Mal aus, bevor du in deine eigene Ausrüstung investierst. Zum Freeriden und Touren gehört auch ein Rucksack mit LVS, Sonde und Schaufel. Auch das kostet als einmalige und sinnvolle Anschaffung gut 500.-
Für die ersten Touren gehen auch Schneeschuhe. Je nach Fitness und Schneeart kann das aber schnell mal anstrengend werden. Mit Splitboard oder Tourenski ist der Aufstieg um einiges einfacher und angenehmer. Tourengehen ist immer auch ein Kompromiss. Bei guten Verhältnissen mit viel Pulverschnee wäre eine grosse Auflagefläche angesagt. Aber lange und breite Boards/Skis sind im Aufstieg wieder nicht optimal. Jedes Gramm muss zuerst hinauf getragen werden. Dazu kommen noch die Materialien, die in jeden Tourenrucksack gehören wie LVS, Sonde, Schaufel, Harscheisen, Mobiltelefon, Trinken, was zu Essen usw. Eine Liste findest du bei meiner Packliste. Auch die Fragen, was für Bekleidung sich zum Tourengehen eignet, findest du unter meinem Blog Outdoor-Bekleidung.
Übe das Umbauen vom Split zum Snowboard im Trockenen. Auf dem Gipfel ist es meist kalt und windig. Das Steigfellemontieren klingt einfach, sind sie aber falsch oder nicht optimal angebracht, kann es schnell mal heikel werden beim Aufstieg. Das Üben auf Pistentouren wäre der nächste Schritt.
3. Der Aufstieg
Beim Splitboard zeigen die runden Kanten des Boards dabei nach innen, und die Technik besteht darin, mit den Füssen über den Boden zu „schleifen“, um effizient bergauf zu gehen. Du kannst die Bindungserhöhungen (die Metallklammern an den Bindungen) anpassen, wenn das Gelände steiler wird. Die Stöcke helfen für das Gleichgewicht und zur Entlastung beim Gehen. Als Splitboarder empfiehlt sich teilbare Tourenstöcke mit grossem Teller, die auf dem Gipfel in oder am Rucksack platzsparend verstaut werden können.
Als Splitboarder gehören auch immer die Harscheisen in den Rucksack. Lieber genug früh im flacheren Montieren, als zu spät im Steilenhang, zitternd und unkontrolliert befestigen.
Das Aufsteigen mit Splitboard oder Tourenskiern mach dann richtig Spass, wenn du durchgehend deinen persönlichen Rhythmus gehen kannst. Vielen stellt sich dabei die Spitzkehre in den Weg, die ab 30° Hangneigung praktiziert werden. Beherrschst du sie nicht, kommst du beim Richtungswechsel immer wieder aus deinem Geh- und Atemrhythmus. Beschäftige dich deshalb mit der korrekten Spitzkehren-Technik. Sitzt sie einmal, bist du auf einem guten Weg zum Vollbluttourengeher. Übe die Kunst des Kurvengehens auf flachem Gelände, bevor du im Zickzack-Kurs den Berg hochgehst – und lehne dich dabei nicht nach vorn, sonst fällst du den Berg hinunter!
Tourengehen ist eine klassische Ausdauersportart. Untrainiert zu starten, führt im besten Fall am nächsten Tag zu Muskelschmerzen. Auch ist es sicherheitsrelevant, genügend Reserven für die Abfahrt zu haben.
4. Die Vorbereitung
Alles beginnt mit der Vorbereitung. Hast du das nötige Material für die Tour dabei? Genügt die Fitness für die gewünschte Tour? Passen die Verhältnisse und kann ich mit diesem umgehen? Was ist, wenn was kaputtgeht? Habe ich einen Plan bei Problemen und Notfälle? Kenne ich mich aus mit der 3×3 Risikoreduktionsmethode, kann ich das LLB verstehen und interpretieren? Sehr viele Fragen, die da kommen. Diese korrekt zu beantworten noch viel schwieriger. Jede Tour ist anders. Die Verhältnisse, der Faktor Mensch, die verschiedenen Gefahren. Als Tourenbeginner ohne Erfahrung nicht zu beantworten, jedenfalls nicht so qualitativ, dass das Risiko zu verantworten ist. Die Lösung: Sich weiterbilden. Sich einer Gruppe anschliessen, wo genau diese Themen durchgenommen werden. Also einen Kurs/Gruppe mit fachlichen Kompetenzen und nicht irgendwelche Kollegen, die schon mal auf Touren gewesen sind. Es ist ein Unterschied zwischen Kompetenz auf der Piste und Kompetenz abseits der Piste.
Erfahre Mehr über die Tourenplanung bei meinen Kursen.
5. Sicherheit am Berg
Ist man abseits der Pisten unterwegs, entsteht ein Lawinenrisiko. Ob man es will oder nicht…
Die Idee des Risiko-Managements besteht darin, die Teilrisiken eines Prozesses aufzuspüren, zu strukturieren, zu quantifizieren und das Gesamtrisiko abzuschätzen – das natürlich nie auf null reduziert werden kann. Ziel ist der bewusste Umgang mit den grössten Risiken. Auf Ski-und Snowboardtour sind dazu laufend verschiedene Überlegungen, Massnahmen und Tätigkeiten erforderlich.
Das sportliche Wagnis erfordert Selbstüberwindung und Verletzungstoleranz, weswegen ihm neben dem motorisch-technischen Können auch eine gewisse mentale Stärke und Leidensfähigkeit.
Beim Aufstieg und beim Abfahren am Berg gibt es einiges zu beachten. Die Wahl des Geländes, in dem man sich bewegt, spielt eine entscheidende Rolle, will man einen Gipfel sicher hoch und hinunterkommen.
Das „Lesen“ der Berge setzt langjährige Erfahrung voraus. Im Grunde geht es darum, den für die jeweilige Situation besten Weg auf den Gipfel und wieder zurückzufinden, genauer gesagt, die Spur in Abhängigkeit der Lawinengefahr richtig zu wählen. Dazu wird die Hangneigung als elementare Reduktionsmethode für Lawinen eingesetzt. Dieses Wissen sollte man sich vor dem Touren aneignen.
Ich stelle dir mein neu überarbeitetes Dokument über die Handhabung von einem LVS und die Massnahmen bei einem Notfall gratis zur Verfügung: https://www.snowboardcoach.ch/pdf/LVS.pdf
Die Lawinengefahr ist aber nur eins der Gefahren. Weitere sind Verirren, Hypothermie, Absturz, Materialschaden, Verletzungen oder Erstickung.
Fazit:
Das Touren beinhaltet Risiken. Für Tourenbeginner kaum vernünftig abschätzbar. Meine Empfehlung dazu:
- Skills verbessern: Fahren in unterschiedlichen Schneearten und Formen. Auch das Ganze in unterschiedlichen Hangneigungen. Das ganze lässt sich super in einem Skigebiet üben.
- Material testen: Gefällt dir das Tourengehen überhaupt? Schliess dich einer Gruppe an. Das Material würde ich zuerst mieten. Achte darauf, dass du gut beraten wirst. Das Material zum Touren ist vielseitig und umfangreicher als auf der Piste.
- Fachliche Kompetenz: Das Wissen um die Gefahren und deren Konsequenzen ist der Schlüssel zum sicheren Tourengehen. Mach dich schlau durch Literatur und noch besser bei dafür ausgeschriebene Touren.
Die erforderlichen Fähigkeiten zum Touren sind:
- Sichere Ski/Snowboardtechnik
- Kenntnis der Gefahren
- Kenntnis vom Lawinenlagebericht und Wetter
- Orientier Kenntnisse – Kartenlesen – Wo bin ich!
Deine Standardmassnahmen dafür sind:
- Unter 30° Hangneigung bleiben
- In kleinen Gruppen unterwegs sein
- Sorgfältige Tourenplanung
Ich bin Niki Huwyler. Als Schneesportlehrer mit der risikorelevanten Zusatzausbildung gemäss RiskG freue ich mich, mit dir eine Ski- Schneeschuh- oder Splitboard-Tour oder Variantenabfahrten zu unternehmen. In meinen Kursen erlebst und erlernst du das Wissen zum Touren.
Hallo, vielen Dank für den interessanten Bericht! Helfen gegen kalte Füsse beheizbare Socken? Viele Grüsse
Kann sicher helfen, wie auch Wintersoleneinlagen. Das Problem von kalten Füssen sollte man aber an der Wurzel beheben und nicht durch Symptombekämpfung.