Am Wochenende Zeit und Lust eine Splitboard- Skitour zu unternehmen? Aber noch keine Ahnung, wohin?
Das Problem kennen wir doch alle. Es braucht eine Planung. Ich zeige dir die 6 wichtigsten Datenquellen für eine gute Tourenplanung.
1. Lawinenlagebericht
Der Lawinenlagebericht bildet die Basis jeder Tour im Winter. Sämtliche Entscheidungen bauen auf den Angaben im Bericht auf und werden abhängig von der Lawinenwarnstufe getroffen.
- Lawinenwarnstufe
- Neuschneemenge
- Beschaffenheit der Schneedecke
- Wind
- welche Lagen und Expositionen gefährlich sind
- Wie die Situation am Vormittag und am Nachmittag aussieht
- welche Gründe für die Lawinengefahr verantwortlich sind
2. Wetter- und Messstationen
Die Wetterverhältnisse in deinem Wunsch-Tourengebiet abzuklären ist mittlerweile einfach mit den vielen Apps und Messstationen. Schlechtes Wetter gibt es nicht, nur unmotiviert Personen. Wobei die Sicherheit bei Wind und white out schon auch eine Rolle spielt.
Dazu kommen Abklärungen, ob Wildschutzgebiete in der Nähe sind oder vom Militär Schiessanzeigen der Schweizer Armee durchquert werden. Auch die Mobiltelefonabdeckung Schweiz kann man überprüfen.
Wie viel hat es geschneit? Liegt überhaupt genug Schnee? Wie stark hat der Wind geblasen und an welche Exposition hat er den Schnee verfrachtet? War es warm genug, dass Firn entsteht oder kalt genug, um den Pulverschnee zu konservieren? Diese und viele weitere Antworten kannst du aus den Messdaten der Messstationen, Satellitenanimationen und den zahlreichen Wetterapps ablesen.
3. Risikoreduktionsmethoden
Die Idee des Risikomanagements besteht darin, die Teilrisiken eines Prozesses aufzuspüren, zu strukturieren, zu quantifizieren und das Gesamtrisiko abzuschätzen, das nie auf null reduziert werden kann. Ziel ist der aktive, bewusste Umgang mit den grössten Risiken. Auf Skitouren und Snowboardtour sind dazu laufend verschiedene Überlegungen, Massnahmen und Tätigkeiten erforderlich.
Wichtige Entscheidungspunkte sind:
- Der Lawinenlagebericht. Der Lawinenlagebericht ist eine Übersicht und stellt immer nur eine allgemeine Situation für einen klimatischen oder geografischen Grossraum dar. Er kann also nicht immer und überall gleich gelten.
- Wetterbericht und Verhältnisse vor Ort. Wie ist das Wetter, hat es Schnee bis ins Tal, Wind und Temperatur. Faktoren, die in jede Tourenplanung gehört.
- Der Faktor Mensch. Die Gruppengrösse und die Dynamik innerhalb der Gruppe sind ausschlaggebend dafür, welche Tour angepeilt wird. Entscheidungen sind an das schwächste Glied anzupassen. Eine Tour ist nur erfolgreich, wenn die Verhältnisse dem Können aller Teilnehmer entsprechen.
Dazu gibt es gute Tools wie die 3×3 Reduktionsmethode und die GKRM-Methode. Beide fachlich kombiniert und analysiert, ergeben ein Bild, um das Risiko abzuschätzen.
4. Foren, Blogs & Social Media zur Tourenplanung
Auf Tourenforen, Blogs oder Social-Media-Plattformen wie Instagram, Facebook, Hikr, Gipfelbuch, Outdooractive, SAC Tourenportal, oder Tourentipp veröffentlichen Bergsportbegeisterte täglich Informationen zu ihren Touren. Oder du folgst einfach dem Tourenblog deines Vertrauens und erhältst dort sicherlich auch immer wieder Inspirationen aus erster Hand.
Aber Achtung: Diese Beschreibungen sind subjektiv und bei den gedruckten Versionen nicht aktuell. Für Inspiration sind die Medien gut, aber für die Tourenplanung nur bedingt geeignet. Es gibt viele Touren, bei denen die Beschreibung fehlerhaft oder sehr subjektiv bezüglich Gefahren sind.
5. Topografische Online-Karten zur Tourenplanung
Topografische Karten gehören zu den wichtigsten Tools zur Tourenplanung. Mittlerweile gibt es unzählige Möglichkeiten, die Karten online oder via Apps abzurufen. Topografische Karten geben dir Auskunft über die Beschaffenheit des Geländes, die Steilheit, Distanzen und Höhenlagen. Natürlich sind auch Felsen, Strassen, Hütten, Bäume oder Gipfel eingezeichnet. Die meisten Apps zeigen in Kombination mit dem GPS deines Handys auch deinen aktuellen Standpunkt an. Wichtig ist, dass auf den Karten auch Hangneigungen angezeigt werden können. WhiteRisk ist das erste Tool deiner Wahl.
6. Material
Welches Material du benötigst, ergibt sich bei der Tourenplanung. Nicht jede Tour benötigt Seil, Steigeisen und Eisschrauben.
Die Notfallausrüstung ist das letzte fehlende Puzzelstück einer sorgfältigen Tourenplanung. In den Rucksack eines jeden Teilnehmers gehören Sonde und Schaufel, ein LVS-Gerät legt man am besten schon vor der Anreise um (einschalten und LVS-Check nicht vergessen). Genügend zu trinken und warme Wechselkleidung. Mindestens einer der Gruppe sollte ein Erste-hilfe-Paket und einen Biwaksack mitführen.
In diesem Link findest du die Grundausstattung, die ein jeder individuell an die Charakteristika seiner Tour anpassen kann. https://www.snowboardcoach.ch/packliste/
Meine persönliche Herangehensweise beim Touren ist:
- Risiko für ein mögliches Tourenziel in einer Region anhand der Gefahrenstufe und Wetter abschätzen,
- Dann vor Ort schauen, ob ich das ausgegebene Lawinenproblem bzw. die Warnungen aus der Gefahrenbeurteilung und dem Schneedeckenteil im LLB wiederfinde.
- Und dann ganz einfach das Gelände so schlau wie möglich nutzen: unter 30 Grad im Aufstieg bleiben, Geländefallen meiden, steile Sachen nur einzeln fahren, sichere Haltepunkte ausmachen.
Ich nehme mir immer viel Zeit bei der Planung. Auch weil ich Spass daran habe, aber auch weil bei einer guten Planung das Risiko geringer ausfällt, als wenn man einfach mal so ins Gelände stapft. Ich biete Kurse über die Tourenplanung an. Bei Interesse einfach bei mir melden.
Neueste Kommentare