Entscheidungsstrategien dienen zur Einschätzung des Lawinenrisikos und sind für viele Wintersportler überlebenswichtig. Sie erleichtern und vereinfachen den Umgang mit der komplexen und potenziellen Gefahr der Lawinenbildung im winterlichen, alpinen Gebirge. Allerdings lässt sich auch mit diesen Methoden die Gefahr eines Lawinenabgangs nicht absolut ausschliessen.

PDF-Dokumente über die Benutzung und Massnahme vom LVS:
LVS

Formel 3×3 Filtermethode

Die Formel 3×3 entsteht durch die Beurteilung auf drei unterschiedlichen Ebenen (regional, lokal, zonal) anhand von drei Hauptfaktoren (Verhältnisse, Gelände, Mensch). Die Ebenen wirken dabei wie eine Art Filter, mit der Unterteilung in grob, mittel und anschliessend fein. Man geht dabei Schritt für Schritt vor, die Reihenfolge darf dabei nicht verändert werden. Laut Munter filtert der regionale Filter ca. 40 % aller Möglichkeiten aus, der lokale Filter weitere ca. 25 % und der letzte zonale Filter ca. 10 %.

Anhand der Ebenen kommt Werner Munter auf folgende Formel:
Regionalfilter * Lokalfilter * Zonalfilter = Restrisiko

Die dreistufigen Kriterien und Filter werden in einer 3×3 Matrix dargestellt. Gewichtet, mit den gefundenen Wahrscheinlichkeiten, ergibt dies die Formel 3×3:

Regional (Tourenplanung)


Lokal (Vor Ort)


Zonal (Unterwegs/Einzelhangbeurteilung)Verhältnisse

Lawinenlagebericht (LLB), Wetterprognose, Experteninformationen
Schneelage, Überprüfung des LLB, Wetter (Sicht, Wind, Niederschlag, Temperatur)
Neuschnee, Triebschnee, Sicht, Einstrahlung, Einzugsgebiet von Schneebrettern
Gelände: Karte, Führerliteratur, Fotos, eigene Geländekenntnisse
Beurteilung und Überprüfung mit meiner vorherigen Vorstellung
Orientierung: Wer oder was ist über/unter mir? Steilheit, Exposition, Kammnähe, Höhenlage, Hangform
Mensch: Teilnehmer, Ausrüstung, Kompetenz und Erfahrung, Führung
Teilnehmer, andere Gruppen, Kontrolle der Ausrüstung, Zeitplan überprüfen
Führungstaktik/Vorsichtsmassnahmen, Kondition, Technik

Warnstufen des Lawinenlageberichts

  • Geringe Lawinengefahr, Warnstufe 1 = Gefahrenpotential 2
  • Mässige Lawinengefahr, Warnstufe 2 = Gefahrenpotential 4
  • Erhebliche Lawinengefahr, Warnstufe 3 = Gefahrenpotential 8
  • Grosse Lawinengefahr, Warnstufe 4 = Gefahrenpotential 16 und darüber…

Beispiel:

  • Der SLF Lawinenlagebericht meldet «erhebliche». Dies entspricht dem Gefahrenpotential 8.
  • Der Hang, der befahren werden soll, hat an der steilsten Stelle ca. 40° >> erstklassiger Reduktionsfaktor 2
  • Exposition: keine Hänge um Nord >> zweitklassiger Reduktionsfaktor 2
  • Teilnehmer: 3 erfahrene Freerider = kleine Gruppe >> Reduktionsfaktor 2

Daraus ergibt sich ein Restrisiko von:
>> 8 : (2 x 2 x 2) = Restrisiko 1

Fährt die Gruppe mit Entlastungsabständen, ergibt sich ein weit günstigeres Restrisiko:
>> 8 : (2 x 2 x 3) = Restrisiko 0.66

Wenn das Restrisiko 1 oder kleiner ist, bewegt man sich im Rahmen des gesellschaftlich akzeptierten Restrisikos.

Munter kommt zum Schluss, dass „die Lawinengefahr nie bloss auf Grund eines Hauptfaktors (Kriteriums) beurteilt werden darf, sondern alle drei Hauptfaktoren in die ganzheitliche Risikoanalyse einzubeziehen sind“.
Die Unfallforschung hat längst gezeigt, dass risikobewusste Menschen weniger Unfälle verursachen als Leute, die glauben, die Sache im Griff zu haben.

Wichtige Links:

Das Leben ist schrecklich unsicher, erst recht im Gebirge. Bin jedoch davon überzeugt, dass man die Risiken akzeptabel klein halten kann. Bei meinen Kursen ist das Erlebnis und den Umgang mit dem Risiko ein wichtiges Thema.

niki the guide

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